Den ersten Teil zur Aktion #vwdarkside von Greenpeace – Interview mit VW findet Ihr hier.
Zweiter Teil: Fragen an Greenpeace
Gestern Abend habe ich Greenpeace auf meinen Blogartikel aufmerksam gemacht und ich habe sofort die Zusage bekommen, Greenpeace würde das Angebot zur Äußerung gern annehmen und sich heute (Freitag) früh darum kümmern. Ich habe dann die Fragen fertiggemacht (heute Nachmittag, nachdem kein alleiniges Statement kam) und hier sind die Antworten von Wolfgang Lohbeck, Verkehrsexperte bei Greenpeace.
Frage:
Ich (Nicole) finde es ja interessant, dass der Rummel (das zweite Mal, aber dann) so richtig losging, als die Videos von youtube gestern gesperrt wurden. Viele solidarisierten sich mit Euch und fandenLucasfilm doof und forderten Parodie-Freiheit (auf Twitter + Facebook).
Sind bei der Videoproduktion Lizenz- oder Nutzungsrechte nicht korrekt eingekauft worden?
Wenn ja, habt Ihr das vergessen oder dachtet Ihr, das „geht schon durch“?
Antwort von Greenpeace:
Wir machen uns natürlich im Vorfeld jeder Kampagne Gedanken. Wie viele unserer Online-Unterstützer ist Greenpeace der Auffassung, dass eine kritische und satirische Auseinandersetzung mit der aktuellen VW-Werbung zulässig ist. Es gab beispielsweise 2008 eine Kampagne gegen Daimler, in der Greenpeace ebenfalls den originalen Werbefilm (http://youtu.be/PpcAtwSGmR4) des Autoherstellers aufgegriffen und in einer recht erfolgreichen Parodie pariert hat: Daimler hat damals keine rechtlichen Schritte gegen Greenpeace unternommen.Wir finden es schade, dass der Film „VW: The Dark Side“ auf Youtube – und seit heute Abend auch auf Vimeo – gesperrt wurde. Immerhin haben dadurch bis dahin knapp 2 Millionen Menschen unsere Botschaft an VW mitbekommen.
Frage:
Wenn Lucasfilm Greenpeace – auf youtube – Urheberrechtsverletzung vorwirft, warum veröffentlicht Greenpeace dann auf einer anderen Plattform (vimeo ist mir bekannt) dasselbe Video (wieder in 2 Teilen)?
Seid Ihr davon überzeugt, dass der Vorwurf nicht rechtens ist oder ist das im Abmahnbudget schon eingeplant (auch der Wiederholungsfall)?
Antwort von Greenpeace:
Der Spot wurde als ein Teil einer internationalen Kampagne von Greenpeace UK produziert. Unsere britischen Kollegen haben bisher keine Information darüber erhalten, auf welche Verwendungsrechte sich die Beschwerde von Lucas Ltd. konkret bezieht. Wir gehen davon – wie gesagt – weiter davon aus, dass eine Parodie des VW-Spots nicht den Urheberrechten widerspricht. Solange der Youtube-Kanal von Greenpeace Video (http://www.youtube.com/user/GreenpeaceVideo?ob=5) und die Youtube-Variante gesperrt sind, konnten die User auf Vimeo bisher deshalb weiterhin die beiden Episoden „VW: The Dark Side“ und „The Rebels Strike Back“ anschauen und so auf die Kampagne aufmerksam werden. Das ist seit heute Abend zumindest auf den Greenpeace-Kanälen auf Youtube und Vimeo so wie es aktuell aussieht nicht mehr möglich.
Frage:
Was erwartet Ihr jetzt von VW? Soll sich VW öffentlich äußern, geht Ihr nochmal auf VW zu oder wie soll das jetzt weiter laufen?
Antwort von Greenpeace:
Wir erwarten von Volkswagen, dass sie sich zu unseren Forderungen äußern. Falls es von VW ein Gesprächsangebot gibt, werden wir darauf eingehen. Die Forderungen sind klar kommuniziert und es sollte Volkswagen möglich sein, sich ebenso klar dazu positionieren.
Greenpeace fordert zum Beispiel konkret: VW soll BlueMotion als serienmäßigen Standard ohne Aufpreis in jeden PKW integrieren. Das ist eine Forderung, die schnell umgesetzt werden kann.
Frage:
Gamification:
Meint Ihr, dass jeder, der sich für das Spiel der Jedi-Ritter registriert hat, sich den 25-seitigen Report durchgelesen hat?
Antwort von Greenpeace:
Wir hoffen natürlich, dass den Usern das Problem mit VW durch den satirischen Film und den spielerischen Ansatz deutlich geworden ist. Über die Seite www.vwdarkside.com können sich die User über unsere Forderungen an VW auf einen Blick informieren. Wer mehr wissen will, kann sich im nächsten Schritt intensiv mit dem Greenpeace-Report „Die dunkle Seite des Volkswagen-Konzerns“ beschäftigen, den wir natürlich auch auf der Mikrosite veröffentlicht haben.
Frage:
Ich gestehe, ich habe auch nicht mehr alle Punkte, die Ihr angesprochen habt, im Kopf (aus dem Report).
Ein Kommentator bei mir meinte auch, dass er es gut gefunden hätte, Ihr hättet die Keyfacts nochmal kurz zusammengefasst, vielleicht sogar als Video (er hätte es besser als die Star Wars Videos gefunden).
Wäre es nicht besser gewesen, eine zweite kürzere Version herauszugeben?
Antwort von Greenpeace:
Wir haben sehr darauf geachtet, dass jeder User sofort unsere Infos und Argumente auf der Einstiegsseite lesen kann. Wie intensiv sich jeder mit dem Thema befassen möchte, muss er natürlich selbst entscheiden.
Wir haben den englischsprachigen Report ins Deutsche übersetzt und parallel dazu ein kurzes Factsheet erstellt: „Volkswagen. Der Marktführer hat ein Problem: Das Klima“ (). Dort sind die Kernpunkte unserer VW-Kampagne aufgeführt. Im ausführlichen Reports (als pdf-Dokument: ) gibt es außerdem gleich zu Anfang auf Seite 3 einen Überblick die 10 wichtigsten Fakten der Kampagne.
Frage:
Könnte man die Politik nicht noch weiter involvieren in Bezugnahme auf die gesetzlichen Regelungen?
Antwort von Greenpeace:
Parallel zu unseren Kampagnen – unter anderem zur Reduktion von CO2-Emissionen – betreiben wir immer auch die Weiterentwicklung und Durchsetzung unserer Vorstellungen auf legislativer Ebene. Forderungen an die Politik, auch an die europäische Politik, sind Teil unserer normalen Arbeit. Zum Beispiel arbeiten wir intensiv daran, direkt auf politischer Ebene die gesetzlichen Grenzwerte für Autos zu senken. Wir wollen zum Beispiel 80 Gramm als Grenzwert für PKW bis 2020 durchsetzen und das tun wir natürlich auch auf der Ebene der dafür zuständigen politischen Entscheider.
Vielen Dank für die Antworten, Wolfgang Lohbeck!
Greenpeace schreibt mir weiterhin – auch Greenpeacer haben ein Wochenende … :
„Vielleicht können wir nächste Woche noch einmal ein Statement zu dem VW-Interview schicken, insbesondere zu den Antworten auf deine Fragen 2 und 3.“
Also die Thematik BlueMotion, wenn ich das jetzt richtig verstanden habe. Klar, gern, immer her damit!
UPDATE: das Statement von Greenpeace Nr. 2 ist da – auf Seite 3 weiterblättern
„plappert doch nicht immer alles kritiklos nach“ – treffender hätte man es nicht schreiben können. Ich müsste nun eigentlich pro VW und sogar pro Greenpeace sein, habe ich mir doch tatsächlich einen neuen VW mit Bluemotion gekauft ;)
VW geht weder mit Menschen noch mit der Umwelt verantwortungsvoll um!
Mobbing gehört zum gewollten Führungsstil! Money ist die Ausrichtung.
PUNKT – der grüne!
macdet, ein Blick ins Impressum lässt mich nachvollziehen (zumindest oberflächlich), was Du meinst. Ich lasse Deinen Kommentar gern so stehen (weil er zwar schimpft, aber nicht beleidigt), auch wenn es (für mich) momentan nicht klar ist, was Du – etwas parolenartig geäußert – mit Deinem Kommentar erreichen möchtest. Mehr Details/Begründungen wären vielleicht hilfreich gewesen, damit auch nicht involvierte Menschen verstehen, worauf Du abzielst.
Aber bitte (an alle) keine schimpfwortreichen beleidigenden Denunziationen – weder über Greenpeace noch VW. Danke für die Beachtung.
Die Spots sind seit zirka 09:00 Uhr wieder auf der Website von Greenpeace verfügbar. Vielleicht hat man sich ja mit Lucasfilm geeinigt. Für mein Befinden ist Greenpeace da einigermaßen blauäugig an das Thema Copyright herangegangen. Die Argumentation „das ist ja Satire und deshalb wird sich schon keiner beschweren“ und „Daimler hat damals auch nichts gesagt“ findet sich auch im Greenpeace-Blog. Und mich überzeugt sie nicht. Daimler wird seinerzeit gute Gründe dafür gehabt haben, nicht zu intervenieren. Lucasfilm wiederum hat von GP erst mal nichts zu befürchten und denen kann die Verärgerung der GP-Fans ziemlich egal sein.
Ich finde, gerade diese Argumentation zeigt ein allzu großes Vertrauen von GP in die eigene Sache und dass alles, was man tut, schon gut und richtig ist. Nun ist Selbstvertrauen eine gute Eigenschaft, zu viel davon aber tendenziell Arroganz. Das macht nicht nur blind für Probleme, das kann ganz schön teuer werden. Die Kampagne hat dadurch jedenfalls deutlich an Drive verloren.
Helge, Danke für Deinen Kommentar. Nein, geeinigt hat man sich nicht, vermute ich, da die Videos nun – kein Geheimnis, im Quelltext steht es – auf http://23video.com/ gehostet werden. Ich vermute, dass Greenpeace weiterhin auf der Satire-Nummer beharrt und die Social-Web-Stimmen gegen Lucasfilm „sammelt“, damit Lucasfilm irgendwann doch das OK gibt. Weil Lucasfilm keinen Shitstorm möchte – zumindest keinen größeren als jetzt. Das wäre zumindest eine – für Greenpeace – verfolgenswerte Taktik. Obwohl ich Deiner Meinung bin, man hätte das VORHER mit Lucasfilm „besprechen“ müssen (was augenscheinlich nicht passiert ist).